CAFÉ EXTRA Chansonnette Madeleine Sauveur lädt zum „Lichterketten-Massaker“
BÜTTELBORN - Ganz so boshaft, wie sie tönte, war sie nicht: Die kabarettistische Chansonnette Madeleine Sauveur betrieb mit dem Programm „Lichterkettensägenmassaker“ im Café Extra eher provokant freche Seelenwäsche, als dass sie ein Gemetzel angerichtet hätte.
Die Säge kam friedlich, ulkig und auch ein wenig nervig als Handwerkszeug für die erzgebirgischen Laubsägearbeiten zur Sprache. Und was die Lichterketten betrifft: Sauveur monierte schmollend, dass kalte, EU-genormte Lampen zwar vorschriftsmäßig seien, doch sei die heimelige Gemütlichkeit des Kerzenlichtes damit unmöglich zu ersetzen. „Wie schön war’s früher, als der Baum noch eine Fichte war und nadeln durfte und das Wachs von den Kerzen tropfte.“ So wurde auf der Bühne im gut besuchten Saal der kommunalen Kleinkunstbühne zwar bezüglich der Weihnacht und ihres hektischen Vorlaufs tollkühn gemäkelt, am Ende aber hieß es: „Biegen Sie sich das Fest zurecht, wie’s Ihnen gefällt. Man muss ja auch mal hoffen – für mich ist’s ein Lichtfest in dunkler Zeit.“ Gemeinsam mit Bühnenpartner und Musiker „Engelstrompete“, Clemens Maria Kitschen, intonierte sie: „Always look at the bright side of life – schau immer auf die helle Seite des Lebens“. Das Publikum folgte der aufmüpfigen Dame im grünen Festtagskleid mit Pelzbesatz willig auf die sinnbildliche Weihnachtsmarkt-Schiffschaukel im steten Auf und Ab der Stimmungslage. Mal schwelgte Sauveur in süßer Kindheitsnostalgie, mal rissen heftige Verbalattacken Glanz und Glitzer in Fetzen. „Wir fressen, wir saufen, wir fühlen uns wohl – der Baum hängt voller Glocken wie ne Kuh“, sang sie und übertönte das Piano des Partners mit kindlich quäkender Tröte. Oder: „Wozu Plätzchen backen? Mit Amazon sind Aachener Printen, Dresdner Stollen, Lübecker Marzipan, Beerfurther Lebkuchen über Nacht bestellt.“ Und Weihnachtsbriefe? „Bei Grüßen in der Gruppen-App stimmt die Relation zwischen Aufwand, Kosten und erreichten Personen.“ Doch was ist eigentlich mit der Weihnachtsgeschichte? Freilich, als Kind wäre sie gern Maria im Krippenspiel gewesen, doch sie durfte nur Engel sein. Die Enttäuschung schwand, als der Pfarrerssohn sie unheilig in das Geheimnis der nicht ganz unbefleckten Empfängnis einführte. „Nun wollte ich Madonna sein“, so Sauveur, die zu singen anhob: „Like a Virgin – Wie eine Jungfrau.“ „Kollektiver Stress und kollektive Halluzinationen“ prägen die Weihnachtszeit, so Sauveur biestig. „Der eine sieht fliegende Rentiere, der andere den Nikolaus durch den Schornstein steigen.“ Sie reimte kess: „Der Gabriel erschien der Merkel. Die zischte: Flossen weg, du Ferkel!“ Das Publikum amüsierte sich, hielt aber auch bisweilen gedankenvoll inne: Etwa, als in Sauveurs Variation auf Brechts Ballade von der Seeräuber-Jenny die Hausfrau sich der Liebe Pflichten durch ein explosives, Geschenkpaket für Mann und Söhne entzieht: „Und ein Paket mit acht Schleifen wird liegen unterm Baum...“. Ein Hauch Massaker klang also doch an.Maria und Josef Genossen des SubproletariatsDagegen wirkte der Scherz über die fiktive Altkommunistin dann geradezu nett, die sich das Weihnachtsfest mit einem fröhlichen „Rot Front“ auf ihre Weise verschönt: Maria und Josef werden flugs zu Genossen des Subproletariats im palästinensischen Überwachungsstaat deklariert und lassen sich von Scheinheiligkeit nicht korrumpieren. Und was fiel der Kabarettistin noch zum Großthema Geschenke ein? Sie frotzelte: „Frau Erdogan schenkt ihrem Mann eine DVD vom Böhmermann, weil der ihm um die Ohren haut, was sie sich nicht zu sagen traut. „Und: „Trump schenkt seiner Frau `nen Zuschuss für den Oberbau sowie für Beine, Bauch und Po – die Rechnung geht nach Mexiko.“