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„Babbelbank“ in Büttelborn wieder in Präsenz

Florian Sitzmann, Autor und Gast vieler TV-Talks, zudem erfolgreicher Handbiker, wurde als Gast auf der „Babbelbank“ im Volkshaus mit Spannung erwartet. Die 150 Besucher des Abends brauchten nur noch ein wenig Geduld, den Mann im Rollstuhl auf dem Podium zu erleben: Der gastgebende Christian Döring in seiner Rolle als „Gasskehrer“ hielt das Gespräch mit Sitzmann nämlich als krönendes Dessert eines Menüs mit viel Musik und Humor bereit.

Freudig hatte Döring das Publikum zur ersten „Präsenz-Babbelbank“ begrüßt und begann mit einer amüsanten Skizze „epochaler Zeiten“: „Viele Jugendliche haben ja bisher nur Rauten-Angie als Kanzlerin und nur einen einzigen Fußballbundestrainer gekannt“, markierte er vorm erheiterten Publikum zwei Eckpunkte des Wandels. Allerdings: „Der Debatte um 2G oder 3G ist ja der Kreis weit voraus“, scherzte er und holte ein GG-Autokennzeichen hervor.

In unterhaltsamer Balance aus Bedenkenswertem und Flapsigem schlug Christian Döring jenen Tonfall an, der das Publikum begeistert. Freilich war auch Udo Döring als „Herr Nachbar“ mit von der Partie, stellte den kommunalen Corona-Beauftragten dar, der beim Gasskehrer ansteckende „Kehr-osole“ feststellt, oder auch den Gender-Beauftragten, der die Bezeichnung Gasskehrer*innen sowie „Gehweg- und Rinnsteinsäubernde“ anordnet.

Nach der Pause rollte er dann aufs Podium, „Der halbe Mann“, als den Florian Sitzmann sich herausfordernd selbst bezeichnet. „Ein halber Mann? Wir sagen: Er ist ein ganzer Kerl“, begrüßte Döring ihn. Zu hören, dass Florian Sitzmann 1992 bei einem Unfall mit nur 15 Jahren die Beine verlor, sodass er nun den 45. Geburtstag als den 30. seines zweiten Lebens feiern will, berührte tief. Doch war für Mitleid kein Platz. Respekt dominierte, als Döring im Gespräch Sitzmanns Lebensmut veranschaulichte – als erfolgreicher Autor und als Handbiker, der seit 2006 den Rekord auf dem 560-Kilometer-Radmarathon in Norwegen hält.

Drei Kinder habe Sitzmann, nutze seine große Bekanntheit, um im Sozialen zu wirken. „Lebenssportler“ nennt sich Sitzmann selbst, sagt, er habe keine Beine, stehe aber voll im Leben. Der Beifall für diese Lebenszugewandtheit war groß. Und: Es durfte gelacht werden, als Udo Döring als „Anonymer Halbstarker“ karikierend aufgriff, was Sitzmann auszeichnet: „Keine halben Sachen“, also: keinen Urlaub auf Halbinseln und keine halben Kringel Fleischwurst, bitte.

Das Quartett „Nid de Poule“ trug Musik und heitere Bonmots zum Abend bei. Sängerin Sybille Klingspor, die Gitarristen Gerd Rèntschler und Frank Zinkant, sowie der Komponist und Kontrabassist Jürgen Dorn erfreuten mit französischen Chansons. Zwei Nachwuchskünstler aus dem Kreis zu präsentieren und einen Förderpreis zukommen zu lassen, war Christian Döring nach den Lockdowns ein besonderes Anliegen: Alexandra Denhard (Geige) und Arthur Tenenbaum (Klavier) aus Rüsselsheim, beide 17 Jahre alt, spielten eine gefühlvolle Schubert-Sonate.

 

Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 28.10.2021 – Text: Charlotte Martin – Bild: Samantha Pflug