Medienecho

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Fränkisches Dorfidyll in Büttelborn

Jede Menge Spaß und durchweg rasante Klänge im Mix der Genres von Polka, Rock und Jazz bot der Freitagabend im Bürgerhaus Worfelden: Vier kuriose Typen – der eine mit Zopf, der andere in Hemd mit Weste, der Dritte in roter Hose, der Vierte im grünen Pulli – betraten die Bühne und legten los: Simon Schorndanner griff zur Klarinette, Ralf Wieland zur Gitarre, Johannes Sens ruckelte rasch die Schlaginstrumente zurecht, während sich Maximilian Eder entspannt das Akkordeon umschnallte.

Mit sphärischen Klängen bereitete das Quartett „Gankino Circus“ das 40-köpfige Publikum auf den Abflug ins fränkische Dorfidyll vor. Kuhglockenklang, fedriges Schlagzeugsäuseln und sehnendes Flöten der Klarinette enthoben sanft die Gäste dem Alltag in Zeiten der Pandemie. Dann explodierte der Sound übermütig, als reiße der Himmel dieses tristen Novemberabends auf, bevor das Stück in munterem, folkloristischem Rundtanz ausklang. Erster Beifall war verdient.

Gitarrist Wieland begrüßte entspannt in fränkischem Dialekt: „Danke Ihnen, dass Sie gekommen sind. An uns soll’s nicht liegen. Wir kommen, solang’ wir kommen dürfen.“ Er scherzte: „Sie alle sitzen mit Maske im Saal wie auf der Chirurgie in Ansbach.“ Freilich: Einlass unter 2G-Regel war unabdingbar, Kulturamtsleiterin Claudia Weller sagte: „Mit Abstand und Maskenpflicht sind wir heute Abend sicher.“ Die vier komödiantischen Musiker stellten sich als Quartett aus dem Dorf Dietenhofen vor, von wo aus sie seit 2007 zunächst als Straßenmusiker, bald aber überaus erfolgreich und mehrfach prämiert die Bühnen der Welt erobern. Sie postulieren, sie seien „die Letzten ihrer Art“ und dies zu Recht: Ohne Playback nutzen sie die Bühne als Arena einfallsreicher Unterhaltung mit musikalisch frappierenden Arrangements, die Jung und Alt begeistern. In verschrobener Plauderei aus der biederen, dörflichen Welt fabulierten sie vorm amüsierten Publikum hanebüchene Anekdoten zusammen, in deren Zentrum der kauzige Wirt Karl stand, bekannt als „Weizenbier-Charly“ in der Kneipe „Zur heiligen Gans“. „Unsere Hymne auf Charly ist weltbekannt in Dietenhofen“, flachsten die Musiker und besangen Charlys Heiligenschein aus Weizenbier, der gar den Dorfpfarrer beeindruckt habe: „Hat sich denn der Wirt erhängt, weil er uns kein Bier nachschenkt?“ verballhornten sie die Bierseligkeit.

Simon Schorndanner wechselte von der Klarinette zum Saxofon, Akkordeonist Maximilian Eder ließ beim „Requiem für Charly“ nach einem Klosterlied des 16. Jahrhunderts – „Es kommt ein dunkles Wolk herein, es soll und muss geschieden sein“ –, das sich zwischen zarten und rockigen Tönen bewegte, eine schöne Singstimme hören.

Mit teils bekannten Melodien, originell neu interpretiert – gern im Elfachteltakt wie der „Gankino“, ein bulgarischer Volkstanz, der dem Quartett den Namen gibt – und abenteuerlichem Dorftratsch entfachten die Vier famose Stimmung. Clownesk musizierten, alberten und turnten sie über die Bühne: Wer hätte die Klarinette je witziger gespielt als Simon Schorndanner, horizontal schwebend in akrobatischer Balance, wobei ihm die Beine des auf dem Parkett liegenden Gitarristen als Säulen dienten?

Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 29.11.2021 – Text: Charlotte Martin – Bild: Marc Schüler