Medienecho

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Kiblers Suche nach dem wahren Täter

„Als ich hörte, dass Kibler aus seinem neuen Krimi liest, war klar: Da geh ich hin“, erzählte eine Besucherin im Büttelborner Café Extra. So erging es wohl manchem der 60 Gäste, die am Montagabend in gespannter Stille zuhörten, als Michael Kibler aus seinem 14. Darmstadt-Krimi las.

Die Lesung machte am Tag der Deutschen Bibliotheken den Auftakt des Festivals „Bücher und mehr…“. Organisiert vom Kreis Groß-Gerau und den öffentlichen Büchereien soll das Festival mit mehreren Veranstaltungen zum Lesen anregen.

„Stiller Hass“ heißt Kiblers Buch, in dem er erneut all die Protagonisten ins Spiel bringt, die seine Fangemeinde ins Herz geschlossen hat: Privatermittler Steffen Horndeich, Margot Hesgart, seine einstige Polizeikollegin und langjährige Vertraute, Horndeichs Frau Sandra, die Kinder des Paars und auch die Nachlasspflegerin Jana Welzer.

Als Michael Kibler auf der Bühne im Café Extra die Lesebrille zurechtgerückt hatte und die Zuhörer freundlich in seine Darmstadt-Krimiwelt entführte, war dies ein freudiges Wiedersehen mit den anschaulich skizzierten Figuren. Zu hören, dass Horndeich in gewohnter Manier mit einem Glas Wein im Garten sitzt oder dass er mit seinem alten Mazda in den Odenwald zu Margot Hesgart fährt, ließ die Zuhörer schmunzeln. Die Welt in Kiblers Büchern birgt beruhigende Konstanten. „Lesen ist Kino im Kopf“ – dieses Bonmot charakterisiert Kiblers Art des Schreibens perfekt.

„Es ist alles so plastisch, als wäre man dabei“, meinte eine Zuhörerin fasziniert. Michael Kibler macht Alltagswelten sichtbar, stellt dem Leser Figuren vor, die wahrlich keine Helden sind, sondern in ihrer sympathischen Unvollkommenheit zu Freunden werden. Und wenn sich dieses freundliche Setting auch Buch um Buch schaurig um die Fiktion von Mord und Totschlag rankt, so dominiert doch stets das Grundgefühl, dass das Leben viele schöne Seiten hat und dass der Mensch am Ende so schlecht nicht sei. Zudem lassen die Darmstadt-Krimis, die Kibler seit 2005 in schöner Regelmäßigkeit schreibt, die Protagonisten mit den Lesern gemeinsam altern.

Im neuen Buch „Stiller Hass“ geht es um den Mord an einer Schlagersängerin, der 18 Jahre zurückliegt. Der damals verurteilte Mann sucht Steffen Horndeich auf und sagt: „Ich bin unschuldig, ich war es nicht. Finden Sie den wahren Täter.“ Ob das gelingt? Oder ob es eine Finte ist?

Jedes Detail seiner Krimis sei wohl überlegt und basiere auf intensiver Recherche, betonte Kibler auf Nachfrage. „Ich mag es nicht, wenn eine Figur eine Zweizimmerwohnung verlässt und zehn Seiten später in eine Vierzimmerwohnung zurückkehrt. Solche Fehler dürfen nicht sein“, sagte er. Er habe vor seinem ersten Krimi – „Madonnenkinder“ – Gespräche mit einem Kriminalkommissar des Polizeipräsidiums Südhessen geführt, legte er dar: „Ich hatte ja keine Ahnung von Polizeiarbeit und war dankbar für Informationen. Der Kommissar aber sagte: Endlich mal einer, der fragt, bevor er schreibt.“ Das Publikum lachte an dieser und an vielen anderen Stellen, denn Humor prägt vor allem die zwischenmenschlichen Szenen in Kiblers Büchern, was die düstere Seite dieser Krimis unterhaltsam abfedert.

Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 26.10.2022 – Text: Charlotte Martin– Bild: Marc Schüler