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„Aschespur“ im Worfelder Bürgerhaus

 „Hallo, sind Sie noch da? Es ist so still“, rief Michael Kibler in den Saal, als er bei seiner Lesung am Sonntagabend eben eine weitere Seite seines neuesten Krimis aufschlagen wollte. Allgemeines Lachen war die Antwort. Auf der ausgeleuchteten Bühne unter der Leselampe blickte er in vollkommene Schwärze des abgedunkelten Saals, könne keinen Menschen erkennen, erklärte der Autor heiter und schob die Lesebrille zurecht.

Gut 80 Zuhörer waren zur Lesung des Darmstädter Autors gekommen, der bereits mehrfach Gast bei „Café Extra unterwegs“ war. „Ein ausverkaufter Abend unter Corona-Regeln“, freuten sich die Büttelborner Kulturamtsleiterin Claudia Weller und ihre Kollegin Jana Schäfer.

Im Vorraum zum Saal hatte Katina Lepél von der Groß-Gerauer Buchhandlung Calliebe viel zu tun: Der Büchertisch mit Kiblers neuem Darmstadt-Krimi „Aschespur“ war sehr gefragt. Nach der Lesung standen die Kibler-Fans geduldig Schlange, um sich das neue Buch vom Autor signieren zu lassen. Er tat dies lächelnd und gelassen, stets mit einem persönlichen Wort an seine Leser.

Seit Michael Kibler 2011 seinen ersten Krimi um die Kripo-Kommissare Margot Hesgart und Steffen Horndeich vorgelegt hat – Titel: „Madonnenkinder“ –, erfreut er sich einer wachsenden Fangemeinde. „Wenn meine Bücher sich deutschlandweit so gut verkaufen würden wie in Hessen, könnte ich tatsächlich davon leben“, sagte der Autor beim Gespräch vor der Lesung.

Mittlerweile 15 Kriminalromane der Serie – wobei Horndeich von der Polizei in die Selbstständigkeit als Privatdetektiv gewechselt ist – hat Kibler geschrieben. Zudem entstehen immer wieder Kurzgeschichten sowie Bücher in bewusst einfacher Sprache und auch hoch interessante Darmstadt-Führer.

Zurück zur gespannten Stille im Saal: Auch der neue Krimi, bei dem das beliebte Personal seiner Romane mit Horndeich und Hesgart sowie Polizeikollegin Leah Gabriely in geschickt verwobenen Handlungssträngen erneut federführend ist, aber auch die Nachlassverwalterin Jana Welzer – bekannt aus dem Buch „Fremder Tod“ von 2020 – das Quartett komplettiert, fesselte das Publikum. In „Aschespur“ lässt Kibler seine Figuren eine erkaltete Fährte neu aufnehmen. Hinweise auf eine zu den Akten gelegte Vermisstensache lassen diese plötzlich als Mord erscheinen. Die Spur führt anhand eingestreuter Kapitel einer Ich-Erzählerin, die sterbenskrank auf ihr Leben zurückblickt, nach Barcelona. Während Horndeich und seine Vertrauten in Darmstadt den alten Fall neu aufrollen, scheinen dramatische Geschehnisse genau dies verhindern zu wollen.

Was macht Kiblers Art des Erzählens so faszinierend? Kibler ist ein im Grunde ungemein freundlicher Mensch, stattet seine Figuren mit Familienleben aus, wie wir alle es kennen, zeichnet sie so, als wären sie Freunde: Sie nehmen den Leser an die Hand – nicht überheblich oder überschlau, sondern nachsinnend, diskutierend und manchmal auch ratlos. Horndeich würde mancher gern zum Tee bitten. Und den Autor fraglos auch. Großer Applaus dankte ihm.

Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 16.11.2021 – Text: Charlotte Martin – Bild: Samantha Pflug